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Das Internet of Things läuft mit europäischer Technologie

March 25th, 2014 — 7:39am

Vielfach wird ja beklagt, dass wir Europäer die Fertigung von Hochtechnologie zu sehr aufgegeben haben, wenn es ums Internet geht – egal ob man von Netzwerk-Hardware, Mobilfunk oder Chips spricht, Europa scheint die Hoheit da längst an Asien und die USA abgegeben zu haben. Was zu beklagen ist – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern seit kurzem auch wegen der Hoheit über die Technologie, z.B. um Router ohne Backdoors (oder wenigstens mit unseren eigenen) zu fertigen.
Wenn man sich dann das schnell wachsende und extrem spannende Feld des Internet of Things ansieht, ist das Bild plötzlich ganz anders. Dass mit dem Nabaztag einer der schönsten Vorreiter aus Frankreich kam, mag noch als Fussnote gelten (ich erinnere mich noch wie der Violet-Gründer auf der republica 08 in der Kalkscheune das Teil vorstellte – das war wirklich eine grosse Show). Vielen ist aber gar nicht bewußt, dass zwei der meistgenutzten Plattformen für das Internet of Things ebenfalls aus Europa kommen, nämlich Arduino und Raspberry. Beides übrigens zudem Projekte, die aus dem Umfeld der Universitäten entstanden sind. Und beides Projekte, die sich weitgehend der Open-Source-Idee verpflichtet fühlen. Wie sagte Bruce Sterlin auf der Transmediale in Berlin (ab 18:30) – “Arduino, a Thing of wonder…it really gives me a good…feeling” ([youtube]https://www.youtube.com/watch?v=dacKWLGZklM#t=1110[/youtube]
Übrigens hat Europa auch im Bereich 3D-Printing mit RepRap die führende Technologie-Plattform zu bieten (in Bezug auf Nutzung und Verbreitung – da es ebenfalls Open-Source ist haben wir kommerziell nicht die Nase vorn), abermals aus dem universitären Umfeld entstanden, Open-Source…
Könnte es sein, dass da was Großes ensteht? Wenn man sich ansieht, wie unbeholfen Intel mit dem Edison (gut, könnte auch geil werden) versucht auf den Zug aufzuspringen, steigt die Zuversicht noch mehr.
Klar fehlen für ein überwachsungsfreies Netz immer noch viele Dinge, Router zum Beispiel. Aber vielleicht entwickeln wir ja da auch verrückte Replacements, Mesh-Networks zum Beispiel? Oder vielleicht muss es ja gar nicht so halbnational “wir die Europäer”-mässig daherkommen. Eine wichtige Firma im Internet of Things ist Adafruit aus New York. Grossartige Firma, fertigen hautptsächlich Zusatzkomponenten, die auf Arduino oder Raspberry laufen, Fertigung in Manhattan, Open-Source, Maker-orientiert usw. – warum sollten die nicht Teil einer solchen Bewegung sein?
Irgendwie scheint es mir jedenfalls so, dass wir auf der einen Seite noch diskutieren, ob es theoretisch denkbar wäre uns technologisch in Europa weniger abhängig zu machen etc., gleichzeitig aber schon längst am neuen Netz gestrickt wird (sic!)…

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