Heute hatte ich das erste mal Angst vor einer Maschine

Im Rahmen eines Laborprojektes basteln wir derzeit in meiner Firma an zwei Quadcopter-Drohnen – eine in Berlin, und eine in Köln.
drohne
Die eine habe ich gerade bei mir zuhause, weil wir im Büro nicht weiterkommen mit dem Aufbau und ich die Nächte zuhause brauchte. Heute dann der Durchbruch und das Ding läuft endlich wie es soll, zumindest grob. Also Feintuning für den ersten Testflug. Denn was mir vorher nicht klar war, ist wie sehr so eine Drohne auf Algorithmen angewiesen ist, um überhaupt fliegen zu können – anders als bei einem anderen Fluggerät gibt es nämlich keine durch die Konstruktion gegebene Stabilisierung, sondern diese muss komplett von Algorithmen übernommen werden, die permanent zahlreiche Werte unterschiedlicher Sensoren mit den Drehzahlen der Motoren abstimmt, und so den Copter in Position hält. Dieser Mechanismus ist extrem kompliziert zu parametrisieren und sehr empfindlich. Eine zentraler Kennwert, der dabei eingestellt werden muss ist der sog. Derviative, der festlegt wie weitgehend der Algorithmus die Steuerung übernehmen darf, und wieviel der Mensch mit der Fernbedienung noch beeinflussen kann. Den Wert kann man von 0 (100% menschliche Steuerung) bis 100 (100% algorithmische Steuerung) einstellen.
Um es auszuprobieren, muss man den Copter in der Hand halten, die Motoren hochfahren und dann probieren, wie er auf Lageveränderungen reagiert usw.
Das habe ich eine Weile gemacht, bis ich auf die Idee kam den D-wert mal testweise ein bisschen hochzschrauben, also auf 35. Teil wieder angemacht und festgehalten, Lage minimal verändert und dann passierte es – das Ding fing wie wild an gegenzusteuern und ich hatte Mühe es überhaupt noch festzuhalten. Der Versuch über die Fernsteuerung das Gas wegzunehmen scheiterte – er nahm keine Steuerbefehle mehr an, dreht dafür das Gas immer weiter auf… verzweifelt versuchte ich noch ans zentrale Stromkabel zu kommen, dafür hätte ich aber beide Hände gebraucht. Schliesslich hat er sich zur Seite gedreht und sich mit dem Propeller in meinen Arm gebohrt, dann ging er aus. Der Pulli hat an der Stelle jetzt ein Loch und der Arm einen kleines Hämatom (na ja…).

pulli

hämatom

Nicht weiter tragisch – that’s Makertum könnte man sagen. Problem ist aber – ich hatte richtig Angst vor dem Teil (also nicht diese abstrakte intellektuelle Angst die man in dem Fall meistens meint, das war echte Angst) und es war wirklich gespenstisch, wie bedrohlich dieses kleine Spielzeug mir plötzlich vorkam. Kommtar meiner Frau als ich ihr davon erzählte (es war auch eine Vase zu Bruch gegangen bei der Aktion): “Vielleicht gar nicht schlecht, wenn Du mal Angst vor den Dingern bekommst.”

Ich denke, in 10 Jahren werden wir von solchen algorithmisch gesteuerten Dingen umgeben sein, Drohnen, Autos, Haushalts-Assistenten, Überwachungsanlagen am Flughafen, operierende Roboter und Diagnostik-Maschinen (IBM lässt Watson zur Zeit schon auf Millionen von Patientenakten trainieren, damit er Brustkrebs-Therapievorschläge machen kann). Irgendwie habe ich das Gefühl, heute in eine Fratze geschaut zu haben…

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One Response to “Heute hatte ich das erste mal Angst vor einer Maschine”

  1. ปั้มไลค์

    Like!! Great article post.Really thank you! Really Cool.


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