(Wieder) Riechen lernen, oder: was ich gerne früher gewusst hätte…

tldr; Wenn man z.B. wegen Corona das Riechvermögen verloren hat ist es wichtig, das gezielt wieder zu trainieren.

Schon einige Zeit bevor die Pandemie losging, konnte ich plötzlich nichts mehr riechen. Ist mir aufgefallen beim Kochen, als ich den frischen Koriander in der Hand hatte und kurz daran riechen wollte um sicher zu sein, dass es nicht doch glatte Petersilie war. Nichts. War im Stress und hab nicht weiter drüber nachgedacht, doch in den folgenden Tagen wurde mir klar, dass mein Riechvermögen praktisch komplett verschwunden war. Bisschen den Arztbesuch prokrastiniert und dann kam auch schon die Pandemie, wo man mit sowas nicht mehr zum Arzt gehen konnte/wollte. Allein die Vorstellung mit “ich kann nichts mehr riechen” einen Termin zu bekommen, hätte einem in den ersten Monaten der Pandemie vermutlich einen Spezial-Einsatz mit Vollverkleidung vor der Tür eingebrockt.

Also habe ich mich erstmal damit abgefunden, auf den ersten Blick erscheint es (vor dem Hintergrund von Pandemie, Home-Schooling, Firma an der Wand etc.) wie eine kleinere Einschränkung, um die man sich später kümmern kann. Das war ein Fehler, doch dazu gleich.

Der Geruchs-Sinn ist vermutlich derjenige, der einen erstmal am wenigsten einschränkt wenn er ausfällt – deswegen wird das ja auch als so eine Art Schulter-Zucken-Symptom der Corona-Infektion gesehen meistens. Hat man halt, geht wieder weg, no worries. Ist auch tatsächlich so, nur geht es nicht bei allen wieder weg – nach neuesten Untersuchungen erlangen bis zu 7% der mit Covid erkrankten dauerhaft unter Einschränkungen des Geruchs-Sinnes. Das sind viele Menschen…

Nicht Riechen können hat ja sogar Vorteile, aber je länger man es hat, desto mehr fängt man an darunter zu leiden. Geruch ist eine sehr alte Sensorik und ist mit vielen sinnlichen Eindrücken verbunden, gutes Essen, der geliebte Mensch, ein Lavendel-Feld in der Provence. All das fängt man dann irgendwann doch an zu vermissen, und so ging ich vor einigen Wochen dann doch zum HNO-Arzt.

Der nahm den Befund auf und untersuchte meine Nase, meinte die Polypen seien evtl. ein bisschen geschwollen, doch für eine genauere Analyse brauche er ein CT des Kopfes. Dann müsse man eventuell operieren. Ich könne es aber auch erstmal mit einem Cortison-Nasenspray versuchen, evtl. würde der Geruchs-Sinn dann auch schon wiederkommen. Kam er nicht. Einige Arzt-Besuche später, mittlerweile sowohl im CT als auch im MRT, beides ohne Befund (*phew*) war der Status mit dem Doc im Prinzip “da müssen sie sich wohl mit abfinden, ist kein seltenes Phänomen leider”. Nur nebenbei erwähnte ich, dass ich gestern kurz den Eindruck hatte den vorbeilaufenden nassen Hund gerochen zu haben. Da meinte der Arzt: “ach, das ist gut ja – versuchen sie ruhig den Geruchs-Sinn mit gezielten Gerüchen zu trainieren, das könnte helfen…”. Ich so “hmm, really?”. Zuhause das Internet angeworfen und relativ schnell bei amazon mein erstes Riech-Training-Set bestellt, so sieht das aus:

Hier der amazon-Link dazu: https://www.amazon.de/-/en/gp/product/B09KLR77DV/

Was ich relativ schnell feststellen konnte, sowohl in der Google-Suche als auch im Produktangebot von amazon: Riechen durch gezielte Gerüche zu trainieren scheint eine ziemlich gängige Theorie zu sein. Warum hatte der Arzt nicht gleich davon erzählt? Ein bisschen weiter gesucht und siehe da, es gibt eine gute Studienlage dazu und da wird auch gesagt, dass man auf keinen Fall mit diesem Training zu lange warten solle – das hätte ich gerne früher gewusst.

Unbelegte Vermutung dazu warum der Arzt nicht darauf hingewiesen hat: bringt kein Geld, weder der Pharma-Industrie noch dem Gesundheits-System und dem Arzt. So ein Riechkit kostet ein paar Euro, die Anwendung ist fast selbsterklärend. Das ist m.E. einer der fundamentalen Konstuktions-Fehler der Schulmedizin und des Systems dahinter, dass einfach zu sehr nach Geldoptimierung therapiert wird.

In diesem Fall ist das wirklich fahrlässig und sehr ärgerlich, denn MEIN RIECHVERMÖGEN KEHRT LANGSAM ZURÜCK. Gestern konnte ich das erste mal Rosen-Duft erkennen, sogar aus 15cm Entfernung. Das hat mich einen Moment lang ein bisschen glücklich gemacht.

Tipp für alle die das im Zusammenhang mit Corona erlitten haben: besorgt Euch so schnell wie möglich so ein Trainings-Kit und wendet es stur zweimal am Tag an – der Effekt tritt manchmal erst nach vielen Wochen ein, also dranbleiben! Man kann damit auch ein Sonder-Phänomen eingrenzen, nämlich das der Fehlwahrnehmung im Geruchs-System, also dass man falsch oder zu undifferenziert Gerüche wahrnimmt. Wartet nicht damit, diese Behandlung kostet fast nichts und hat praktisch keine Risiken.

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