March 16th, 2009 — 11:31pm
Wie heute in spon zu lesen steht die einzige noch verbliebene vernünfitge Tageszeitung in SF, der Chronicle offenbar ganz kurz vor dem Aus.
Experiment in San Francisco: Bürger sollen den Zeitungstod stoppen – SPIEGEL ONLINE – Nachrichten – Netzwelt.
Das finde ich unfassbar. Irgendwie nimmt diese Print-Krise langsam Ausmasse an die mir nicht mehr geheuer sind. Ich bin damit gross geworden dass man sich über “seine” Zeitung definiert. Dass es selbstverständlich ist eine Zeitung abonniert zu haben. Dass man Zeitungsartikel im Deutschunterricht rauf und runter bespricht (deshalb habe ich leider bis heute eine Grundabneigung gegen die Süddeutsche wegen 100x Analysen des Streiflichts).
Sollte es wirklich dahin kommen dass grosse Tageszeitungen für immer verschwinden – auch in Deutschland? Ich befürchte davon sind wir auch nicht mehr weit entfernt.
Übringes gehörte zu dem obigen Zeitungs-Emanzipations-Prozess natürlich auch sich von der dämlichen Lokalzeitung irgendwann wegzubewegen zu taz und faz usw. (oder Handelsblatt…). Insofern könnte man sagen ist nicht so schlimm wenn die kleinen Lokalblätter kaputtgehen. Aber 1) habe ich selbst jahrelang den Allgäuer Anzeiger ausgetragen in meinem Heimatort und 2) tut mein Vater dies heute noch und 3) hätte er sonst nichts zu lesen am morgen. Also dürfen auch lokale Zeitungen nicht sterben.
Was mich aber vor allem beschäftigt ist die Frage was danach kommen soll? Kindle? Epaper? Oder Facebook und Konsorten?
Das was eine gute Tageszeitung ausmacht kann nicht mal annähernd durch diese “tools” ersetzt werden, ich glaube das ist jedem klar.
Absurderweise hat dies meiner Ansicht nach vor allem mit dem störrischen Wesen der Zeitung zu tun im Zeitalter von permanent nach persönlichen Vorlieben vorgefilterter Facebook-Weichspülkost. Die Zeitung lehrt und erzieht und zeigt uns jeden Tag Dinge die wir nicht gesucht und auch nicht geahnt hätten. Sie klärt auf und sorgt für eine Breitensozialisation mit den Schützenvereinen (ja mann winnenden), Sportfesten und Kirchchorvorführungen. Sie geht unerwartet in die Tiefe und schafft es sogar eine Premierenbesprechung die 500km entfernt vor zwei Tagen stattfand lesenswert erscheinen zu lassen. Zeitung ist auch Macht, Gegenmacht und Transparenz, eine ständige Gefahr für Maggelei und Seilschaftentum. An Ihr reibt sich die lokale Intelligenz, die Möchtegernliteraten und Kleinkünstler.
Es darf einfach kein Zeitungssterben geben.
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December 23rd, 2008 — 10:14am
Irgendwie befremdet mich diese fast schon fröhlich durchgewunkene Piratenjagd in die wir uns jetzt auch noch begeben. Es scheint so als würden sich alle freuen dass man endlich mal ohne Diskussion Schiffe versenken und Leute abknallen kann. Was ist an diesem Piratenmandat eigentlich so grundsätzlich anders wie z.B. Guantanamo? Auch hier sollen doch Kriminelle auf rechtsstaatlich befreitem Raum “bekämpft” werden ohne Prozess und Rechtsbeistand, richtig?
Um es mal durchzuspielen: Was würde passieren wenn hier, sagen wir in Mannheim eine Truppe von Kriminellen einen LKW überfiele und die Ladung nur nach Lösegeldzahlung rausrücken würde? Sie würden verhaftet und vor ein Gericht gestellt. Und wenn die Einsatzkräfte mit übertriebener Gewalt vorgingen gäbe es ein Disziplinarverfahren.
Blos weil das also ein paar tausend Kilometer entfernt ist und das Label “Piraten” so abenteuerlich wirkt soll das für unsere Marine egal sein und völlig anderes Recht gelten?
Kann mir das einer erklären?
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March 3rd, 2008 — 10:27pm
Habe grade den Blogstöckchen-Literatur Beitrag bei morgenlandfahrt gelesen. Hat mich wirklich angerührt, aus zwei Gründen. Zum einen ist Uwe Johnson wirklich einer der wenigen Autoren der so eine Art Tiefenwirkung bei mir ausgelöst hat. Gut, es gibt ein paar solcher Autoren, aber es ist nicht so häufig. Die Tiefenwirkung kann man schlecht erklären, verursacht aber das Gefühl als wäre das was er schreibt Teil meines eigenen Lebens – bzw. vor allem meiner Erinnerung. Und zwar nicht der mechanische Erinnerungsteil sondern der emotionale mit Liebe, Sehnsucht, Tiefe, aufgegebenen Gründen usw.Ich möchte mich gerne also dergestalt beworfen fühlen und hab selbst ein Buch aus dem Regal genommen. Von einem anderen Lieblingsautor dem das auch gelingt, allerdings auf eine viel beängstigendere Weise. Zitiere also aus Robert Walser, Geschwister Tanner:
“Ich sah wieder das hohe Haus, wo die Eltern ein reizendes Galanteriewarengeschäft hatten, wo viele Menschen zu uns hineinkamen, um zu kaufen, wo wir Kinder eine helle, große Kinderstube besaßen, in welche die Sonne mit einer Art Vorliebe hineinzuscheinen schien.”
Dabei fällt mir zum ersten Mal ein fast klinsmannartiger Gebrauch der deutschen Sprache auf, hmm…Habe mir übrigens vorgenommen bald mal dem schweizerischen Ort einen Besuch abzustatten wo Walser lange Jahre gelebt und zuletzt auf so glamouröse und zugleich unheimliche Weise gestorben ist.So, wem sollte das Stöckchen denn jetzt zugeworfen werden? etorsten, wie wäre es mit Dir? Oder servrrockr? Und einen Lese-Beitrag von Mr. Web2.0 fände ich auch sehr vorablesenswert…
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January 17th, 2008 — 11:23pm
Meine alltägliche Arbeit hat viel mit Behavioral Targeting zu tun – einer Technik um Leuten Werbung einzublenden passend zu Seiten die sie vorher besucht haben. Wir haben damals mehrfach überlegt ob man so eine friedliche Technik wirklich so nennen sollte weil ja “Targeting” durchaus auch irgendwie militärischen Beigeschmack hat. Heute habe ich es erstmalig wirklich bereut dass wir es damals dennoch so belassen haben.
Muss nämlich in der FAZ von heute ein ekelhaftes Interview (“Auch über Panzer nachdenken”) mit einem feist grinsenden Bruno Kasdorf lesen (das Bild von ihm ist nur in der Print-Version zu sehen) – einem deutschen ISAF-General. Ein Auszug:
“FAZ: Ist das sogenannte Targeting, gezieltes Ausschalten gegnerischer Kämpfer, ein Vorgehen der Isaf wievon OEF?
Kasdorf: Das gibt es in beiden Operationen. Das ist Teil des Targeting, das ist Teil der Operationsführung.
FAZ: Das heisst, dass man es in bestimmten Situationen nicht darauf ankommenlässt, dass man Personen gefangen nimmt, sondern es darum geht, sie zu töten.
Kasdorf: Es ist erstmal unser Ziel, die Personen gefangen zu setzen. Aberes kann natürlich auch durchaus sein, dass bestimmte Personen gezielt ausgeschaltet werden.”
(hier auch online auf faz.net)
Wo sind wir eigentlich hingekommen?
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January 15th, 2008 — 10:36pm
Man muss nicht viel dazu sagen – das Air Notebook ist einfach der Wahnsinn. Habe nur lange rumgesucht um einen funktionierenden Link für die Keynote gefunden – hier ist er:
http://events.apple.com.edgesuite.net/f27853y2/event/index.html?internal=fj2l3s9dm
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January 14th, 2008 — 9:44pm
Es gibt Dinge die kennen nur Eltern – die kann man sich einfach ohne Selbsterleben nicht vorstellen. Z.B. aus dem Zimmer kriechen. Also wenn die Tochter endlich eingeschlafen ist auf dem Arm, wie man sie dann gaaannnz langsam hinlegt weil sie bei jeder kleinsten Zuckung schon wachzuwerden droht. Wie man sie mit dem Arm noch drunter hinlegt und minutenlang sich nicht traut den Arm rauszuziehen. Wie man es versucht und auf das leiseste jömeln ihn sofort wieder an die alte Stelle bringt – für weitere endlose Minuten. Wie man ihn endlich rausbekommt ohne dass sie es merkt. Wie man versucht ohne jegliches Geräusch jetzt vom Bett aufzustehen, am besten nur durch langsame Verlagerung des Gewichtes. Wie man sich entscheidet gleich gar nicht aufzustehen (weil sie es sehen könnte, zumindest die Änderung im Schatten). Wie man also sich auf den Boden gleiten lässt in Zeitlupe, immer in der Hoffnung dass keines der Gelenke knacken wird. Wie man sich schliesslich auf allen vieren auf dem Kinderzimmerboden wiederfindet und leise kriechend das Zimmer verlässt.
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January 13th, 2008 — 11:37pm
Wie behindert ist eigentlich diese Frau? “Und ich finde auch dass Kurt Beck eine grosse Unterstützung bekommen sollte und ich finde auch dass und ich finde ausserdem auch dass”. Und das alles mit diesem Papa-kuckt-bestimmt-zu Dackel-Blick (z.B. hier: http://uncutvideo.aol.de/tags/franziska-drohsel). Und die wird auch noch dem linken Flügel zugerechnet, gruselig. Erobern jetzt die Sozialpädagogen den Sozialismus? Also wenn ich mir den Beck anschaue und die Drohsel und den Scholz + den Popbeauftragten und bedenke, dass selbst die Nahles mit jedem Jahr Münte verbeissen immer pummeliger wird dann frage ich mich doch ob die SPD längst ein Filialbetrieb von Herrn Kamps geworden ist? Oder sind das Drohnen oder so?
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January 8th, 2008 — 10:53pm
Mit grosser Freude habe ich heute festgestellt dass die Versicherungsbranche und Ihre Praktikten in Sachen Datenschutz aktuell endlich mal wieder am Pranger stehen. Insbs. die Praxis in einer zentralen Datei Antragsdetails Versicherer-übergreifend zu speichern und und verfügbar zu machen steht zu recht im Kreuzfeuer und wurde von Thilo Weichert vom ULD gerügt (siehe heutigen heise-artikel dazu).
Ich habe persönlich erst kürzlich einen unglaublichen Fall von Datenmissbrauch mit der Europa-Versicherung erlebt, und zwar so:
Ich hatte für meine Familie eine Risiko-Lebensversicherung in nicht zu grosser Höhe für den Fall der Fälle abgeschlossen. Genaugenommen hatte die Versicherung meine Frau abgeschlossen, ich war nur die versicherte Person. Nun ergab es sich wenige Monate später, dass meine Firma ebenfalls eine Risiko-LV auf meine Person abschliessen wollte um sich für einen Ausfall abzusichern. Da mir die Europa eine gute und halbwegs preisgünstige Wahl zu sein schien haben wir den Antrag einfach wieder dort eingereicht. Wohlgemerkt, Antragsteller war nun die Firma, versicherte Person natürlich wieder ich. Diesmal gab ich korrekterweise bei den medizinischen Fragen einen zwischenzeitlich festgestellten Bluthochdruck an.
Was nun passierte ist wirklich unglaublich. Auf den Firmenantrag selbst kam zunächst mal gar keine Reaktion. Wer stattdessen kommentarlos Post erhielt (vor allem ohne jegliche Info an mich oder die Firma geschweige denn eine Art Einverständnis) war meine Frau. Die Versicherung bedankte sich für die Mitteilung der zusätzlichen medizinischen Details. Nett, oder? Kurz darauf kam noch ein Schreiben in dem meine Frau darauf hingewiesen wurde, dass aufgrund eines nachträglich festgestellten Bluthochdrucks die abgeschlossene Risiko-LV in der Form leider nicht aufrecht erhalten werden könnte. Meine Frau wurde vor die Wahl gestellt entweder einen deutlich höheren Beitrag zu zahlen oder die Kündigung hinzunehmen. Vorsorglich wurde die Kündigung auch direkt schon ausgesprochen.
Da wurden also ohne jegliche Einwilligung medizinische Details die ich im Rahmen des Firmenantrags abgegeben hatte an meine Frau weitergeleitet und daraufhin auch Ihr Vertrag gekündigt. Das ist doch mal ein solides Verhältnis zum Datenschutz, hm? Auf meine empörte Nachfrage hin kam ein flapsiges Schreiben zurück das den ganzen Vorgang als rechtmässig darzustellen versuchte. Nicht dass ich meiner Frau meinen Bluthochdruck verheimlichen wollte, darum geht es nicht (nur falls jetzt wieder die “wir haben doch nichts zu verheimlichen-Fraktion” um die Ecke gebogen kommt). Es hätte aber z.B. auch eine HIV Infektion sein können. Und beim nächsten mal wird vielleicht die Firma einfach mal über ein paar aktuelle news aus meiner Krankenakte informiert und zur Zahlung erhöhter Beiträge aufgefordert, hm?
Ganz abgesehen davon, dass der Umgang mit den Kunden in diesem Fall natürlich jeder Beschreibung spottet finde ich den Umgang mit vertraulichen Daten wirklich unter aller Sau. Da sind andere Datenschutzvergehen die derzeit in der Diskussion sind (z.B. studiVZ) wirklich absolut harmlos dagegen. Und es sprich alles dafür, dass der geschilderte Fall keine Ausnahme ist sondern eher die gängige Praxis der Versicherungen widerspiegelt. Wenn man jetzt noch überlegt welch vertrauliche Daten die von uns haben (man denke nur an private Krankenversicherungen z.B.) dann wird einem ganz schlecht. Ich würde mir wünschen, dass die Versicherungen für diese Praxis einen gehörigen Gegenwind erfahren, sowohl von Seiten der Verbraucher als auch von offizielleren Stellen.
Besonders perfide wird das Ganze übrigens wenn man bedenkt, dass der Staat immer mehr Leistungen wie z.B. die Berufsunfähigkeit faktisch an private Anbieter abgibt und wir insofern häufig nur die Wahl haben den Schutz entweder ganz zu verlieren oder uns den oben geschilderten Zuständen zu unterwerfen. Das ist wirklich ekelhaft.
1 comment » | Produkte und Konsum
December 7th, 2007 — 10:24pm
Zitat heute von der Titelseite der FAZ, sozusagen der allererste Satz ganz links oben:
“BRÜSSEL, 6. Dezember. Die Bundesregierung will darauf achten, dass die von der europäischen Kommission geplante ‘Blue Card’ ihre Verantwortung für die Einwanderung nach Deutschland aushölt.”
Mensch Bundesregierung, welch späte Weisheit. Dass das Zusammenspiel mit der EU so lustig subversiv angelegt sein kann war mir bisher nicht klar…
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December 5th, 2007 — 2:59pm
Schöne DDR-Praxis im Originalzustand (Adresse auf Nachfrage). An der Wand ein Schaukasten mit hübschen Broschüren (angeblich die “blaue Reihe”) der Pharmafreunde unter dem Titel
Interessantes fuer meine Patienten, zum Mitnehmen:
-Blasenkrebs
-Krebs im Kindesalter
-Brustkrebs
-Magenkrebs
-Gebaermutter und Eierstockkrebs
-Darmkrebs
-Prostatakrebs
-Strahlentherapie
-Hodenkrebs
-Es liegt in ihrer Hand
-nochmal Brustkrebs
-nochmal Brustkrebs
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