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Wieviel Blödheit steckt eigentlich in der Print-Krise?

April 18th, 2010 — 9:59am

Ich bin ja ein wirklicher Print-Fan und davon überzeugt, dass die Print-Krise einen erheblichen kulturellen und gesellschaftlichen Schaden verursachen könnte, den das Internet vielleicht nicht auffangen kann. Ein schönes Beispiel dafür ist die wöchentliche “Technik und Motor” Beilage der FAZ. Dort präsentiert sich seit Jahren ein buntes Sammelsurium aus Auto-Berichten, Computer-Besprechungen aber auch Tests zu Keramikmessern, Fritösen ohne Fett oder neuartigen Landmaschinen. Sozusagen ein Musterstück der Serendipity, denn häufig liest man Artikel zu wirklich abwegigen und verrückten Sachen aber nicht selten auch einfach exzellente Produktbesprechungen zum Nexus One zum Beispiel. Und das alles auf einem Qualitätslevel der in vieler Hinsicht (und erst recht in der Breite) unerreicht ist. Die Unabhängigkeit und Objektivität der Autoren ist nahezu über jeden Zweifel erhaben. Die Auseinandersetzung mit den Produkten ist leidenschaftlich und kritisch distanziert zugleich, manchmal sind die Beiträge auch noch wundervoll zu lesen (z.B. ein Bericht über die Yamaha Vmax, leider hinter der Bezahlschranke).

Aber jetzt zu der Blödheit.

Es liegt in der Natur der Sache, dass man die besprochenen Produkte nicht selten kaufen möchte oder zumindest die hervorragenden Artikel speichern und an Freunde weiterleiten möchte. Da würde man denken das  müsste doch ein einfaches und leicht umzusetzendes Zusatzgeschäft für die FAZ sein…

Das Gegenteil scheint der Fall zu sein, denn die liebe FAZ macht es nahezu unmöglich die TuM Artikel in der Weise zu nutzen. Es fängt schon damit an, dass die Artikel sich nur mit grösster Mühe auf dem Online-Portal finden lassen. Und die Online-Version des Artikels bräuchte man halt schon, zum einen wegen der Weiterleitung, zum anderen wegen Bestellmöglichkeiten und ausserdem liebe FAZ könntet Ihr nur so ein paar zusätzliche Umsätze abgreifen und sei es durch dumme Affiliate-Links!

Die TuM-Artikel lassen sich schonmal deshalb schlecht finden, weil es TuM auf dem Online-Portal nicht gibt! Kaum zu glauben, oder? Ist aber so. Es gibt “Autos & mehr”, “Computer & Technik” und darunter auch “Mehr Technik”. Wo, liebe FAZ-Kollegen, soll ich denn jetzt den Artikel über die Espresso-Maschine aus dem letzten TuM genau finden? Der Artikel ist übrigens auch über die Suche nicht aufzufinden.

Bei dieser Gemengelage überrascht es natürlich nicht, dass Artikel die man findet Bestell-Links usw. vermissen lassen.

Was bitte ist so schwer daran einen Print-Artikel online auffindbar zu machen? Wie wäre es mit einem Show-View Code im Print mit dem man den Artikel sofort findet? Oder wenigstens einer Entsprechung von Online und Print-Produkt?

Wenn nicht mal so einfache Hausaufgaben erledigt werden frage ich mich wie das klappen soll mit Ipad und so. Fühle mich aber auch als treuer Leser und Abonnent des Print-Produktes nicht ernstgenommen. Ganz abgesehen davon, dass ich es für eine beispiellose Verschwendung von Ressourcen halte wenn man hervorragenden Content bewusst nicht auffindbar macht. Irgendwie seltsam diese Print-Krise.

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Verdummung an der Oberfläche

February 20th, 2010 — 12:19pm

Heute widmet das FAZ Feuilleton sich ja mal wieder dem Internet und der Herr Rieger vom CCC darf die Hälfte der ersten Seite gestalten (Artikel nur für Abonnenten zugänglich). Ist ja ok. Gestern hat die CCC-Sprecherin auch die erste Feuilleton-Seite gehabt und eine kleine Hacker-Ethik Vorlesung halten dürfen. Auch ok.

In dem heutigen Artikel geht es um die Verkehrsdatenanalyse und eine Darstellung der Analyse- und Auswertungsmöglichkeiten, die sich in Zusammenhang mit Vorratsdatenspeicherung ergeben. Rieger spannt dabei den Bogen von militärischen Abhörmethoden aus dem ersten Weltkrieg bis hin zu heutigen Analysen des Kommunikationsverhaltens durch Polizeibehörden.

Zwei Dinge gehen mir dabei zunehmend auf die Nerven… Continue reading »

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Bundesregierung subversiv

December 7th, 2007 — 10:24pm

Zitat heute von der Titelseite der FAZ, sozusagen der allererste Satz ganz links oben:

“BRÜSSEL, 6. Dezember. Die Bundesregierung will darauf achten, dass die von der europäischen Kommission geplante ‘Blue Card’ ihre Verantwortung für die Einwanderung nach Deutschland aushölt.”

Mensch Bundesregierung, welch späte Weisheit. Dass das Zusammenspiel mit der EU so lustig subversiv angelegt sein kann war mir bisher nicht klar…

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Beweis: FAZ ist links

November 29th, 2007 — 8:58pm

Ich weiss nicht wie es Euch geht, aber ich bin jahrelang im sicheren Wissen grossgeworden, dass die FAZ ein rechtes Scheissblatt ist. Schon allein diese altdeutsche Frakturschrift und das ganze superkonservative Auftreten und so. Aber auch generell war einfach klar: wer die FAZ liest gehört zum anderen Lager.

Jahrelang taz abonniert usw., dann auch mal Berliner Zeitung und andere Experimente (nein, FR konnte ich noch verhindern) und am Ende bin ich gelandet bei der: FAZ

Ich glaube es stimmt sogar dass man mit den Jahren häufig ein bisschen konservativer wird usw. – wobei sich das bei mir (hoffentlich) einigermassen in Grenzen hält. Die Sprüch die ich bei meiner Tochter manchmal bringe sind schon finsterstes Mittelalter des Konservativismus, aber das hat eher mit Ihrer Scheiss-Pubertät zu tun, na ja.

Jedenfalls zur FAZ ist zu sagen: die ist nicht rechts, im Prinzip noch nicht mal konservativ wenn man sie mal ernsthaft liest, ehrlich. Heute (29.11.) ist wieder ein schönes Beispiel:

– Artikel über the national im Feuilleton auf S. 38 sonic youth artiger Erwachsenen-Pop

– “Die eigenartige Karriere des umtriebigen Dr. Boll” über den Produzenten Boll der sich schon mehrfach mit Kritikern im Boxring getroffen (und stets gesiegt hat). “Und seine Filme atmen immer einen Hauch von William Blake – schwarz und pessimistisch, voller Leidenschaft. Einem Schlingensief nicht ferner als einem Eichinger – in seinem Inneren ein Anarchist.”

– das Feuilleton wird heute eröffnet mit dem Artikel “Muhabbet weiß, was er sagt”, geschrieben von Esther Schapira, der Regisseurin des Films “Der Tag als Theo van Gogh ermordet wurde” in dem sie gegen die Steinmeiersche appeasment Politik gegenüber islamistischen Bestrebungen anschreibt

– ein weiterer Teil der Serie “FAZ bashed die GEZ” mit einem Interview einer ehemaligen GEZ-Mitarbeiterin die die Arbeitsmethoden der GEZ darlegt

– das krasseste heute war allerdings: auf Seite 10 (also im ersten Teil!) ein ganzseitiger Artikel über die Vorteile des “Erziehungsgehalts für alle”, verfasst von Christa Müller, der familienpolitischen Sprecherin der Linken und Frau von Oskar Lafontaine

Das soll eine rechtskonservative Zeitung sein??

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Reit-Simulator "Joba" in der FAZ

November 13th, 2007 — 10:01pm

Dafür liebe ich die FAZ: Heute in Technik und Motor wird (mit Bild) ein Reitsimulator von Panasonic besprochen. Ist in der Online-FAZ gar nicht zu finden, schade eigentlich. Jetzt denken natürlich viele: klar, so ne Art Produkt-Kalkofe hat ja jede Zeitung wo skurille Produkte durch den Kakao gezogen werden. Nein, nein – weit gefehlt. Das Ding wird wirklich besprochen, der Autor hat es zum Ausprobieren sogar nach Hause bestellt. Es wird ausfürhlich beschrieben mit wievielen Motoren die typischen Bewegungen des Pferdes nachgeahmt werden.

Der angenehm ruhige Trainingsverlauf prädestiniert den Joba für den täglichen Einsatz, auch nebenbei etwa beim Fernsehen.”

Ist das bitte eine geile Vorstellung! Auf dem Joba sitzend mit mehreren Elektromotoren unter dem Arsch ins Fernsehprogramm reinreiten. FAZ ihr seid grossartig!

Aber im Ernst: DAS ist serendipity!

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