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UK: National Health-Service kündigt grossangelegte Open-Data Initiative an

November 15th, 2013 — 8:49am

Nach meinem letzten Artikel zu Daten im Gesundheitssystem war es schon etwas strange den Vortrag von Tim Kelsey, National Director of Patients and Information der NHS in London auf der Strata zu hören. Denn die NHS (übrigens die fünftgrösste Organisation der Welt) plant etwas ziemlich revolutionäres mit Ihren Daten, also Verschreibungs-Daten usw. aus den Krankenhäusern und von den Arztpraxen – diese sollen nämlich ab Sommer nächsten Jahres als Open-Data der Community zur Verfügung gestellt werden:
[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=s8HCbXsC4z8[/youtube]
Das ist schon mal an sich bemerkenswert, übrigens auch wenn man im Hinterkopf hat welche “Erfolge” im Hinblick auf De-Anonymisierung von vermeintlich sicher anonymisierten Datensätzen in der letzten Zeit hier und dort zu vermelden waren…
Bemerkenswert war aber vor allem auch die Begründung hinter der Initiative. Kelley sagte in dem Vortrag es würde sich im NHS – wie in den meisten Gesundheits-Diensten der entwickelten Staaten – in den nächsten Jahren eine gigantische Finanzierungslücke auftun die mit Einsparungen und Beitrags-Steigerungen einfach nicht geschlossen werden könne. Die Lücke entsteht vor allem durch zwei Faktoren, zum einen demographische Effekte und zum anderen die immer kostspieligere (aber auch immer leistungsfähigere) Medizin.
However – Kelley sagte die einzige Idee wie man das in den Griff bekommen könnte (ohne Leistungen einzuschränken o.ä.) wäre zwei Gruppen in die Problemlösung einzubeziehen die bisher nicht inkludiert sind: Patienten und die Community.
Patienten in der Gestalt, dass sie weitgehenden Zugriff auf ihren Health-Record bekommen sollen, inkl. der Möglichkeit darauf eigene Analysen zu machen, diese Daten mit anderen aus Eigen-Messungen zu kombinieren usw. Und die Community in dem Sinn, dass über die Open-Data Schnittstelle ein Ökosystem von Gesundheitsapplikationen entstehen soll das der NHS alleine nicht auf die Beine gestellt bekäme. Dazu soll es sogar einen Fond zur Finanzierung von Startups geben. Kelley sieht in der Etablierung einer solchen Open-Data Infrastruktur einen erheblichen ökonomischen Anreiz und Innovationshebel um im internationalen Wettbewerb besser dazustehen und gute Leute anzuziehen.
Das ist alles an sich schon bemerkenswert und für jeden die/der sich mit Daten auseinandersetzt eine faszinierende Ankündigung.
Vor allem aber ist es auch irgendwie beschämend, wenn man es sich aus deutscher Perspektive ansieht, bzw. wenn man sich mal vorstellt wie so eine Diskussion bei uns laufen würde. Vielleicht ist es wirklich nicht zu groß gesprochen wenn man sagt, dass derartige Initiativen für die IT-Infrastruktur eines Landes (in einem weiteren Sinne, also inkl. Open-Data etc.) darüber entscheiden könnten, wie man in 5 oder 10 Jahren im internationalen Vergleich als Volkswirtschaft insgesamt aussieht. Und in diesem Sinne viele Grüsse an die Koalitionsverhandlungen!

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